Geschichte der Sächsisch-Thüringischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Kinderchirugie

Ein geschichtlicher Überblick aus Anlass ihrer Neugründung am 06.07.1991 in Leipzig

Gründung und erste Sitzungen

Die "Vereinigung Sächsisch-Thüringische Kinderärzte" hielt ihre erste Sitzung am 8.3.1908 unter der Leitung von Prof. Soltmann in Leipzig ab. In seiner Eröffnungs- und Begrüßungsrede schildert Soltmann die Emanzipation der Kinderheilkunde von der Inneren Medizin mit den folgenden Sätzen: "Die Besonderheiten im Gesamtorganismus des wachsenden Kindes äußern sich in Physiologie, Pathologie und Klinik. Das verlieh der Kinderheilkunde ihren Wert, das schuf ihr Selbständigkeits- und Sonderstellung, das wies ihr den besonderen Wirkungskreis an und führte endlich, nachdem sie lange in dem breiten Schoß der Inneren Medizin oder an der Nabelschnur der Geburtshilfe geleitet, ein höchst latentes Dasein geführt hatte, zur Trennung von der Mutterdisziplin." Ein anderer Satz aus der Eröffnungsrede ist kennzeichnend nicht nur für den damaligen Entwicklungsstand der Pädiatrie, sondern auch die Grundeinstellung der Kinderärzte, die sich in der sächsisch-thüringischen Vereinigung zusammenschlossen. "Wenn wir in unseren Satzungen ausdrücklich die Mitwirkung und Teilnahme der praktischen Ärzte wünschen, denen ja das Wohl und Wehe der Kinderwelt zunächst am Herzen liegen muß, so geschieht es, weil uns Beiträge aus ihrem Wirkungskreis besonders erwünscht sind, die zur weiteren wissenschaftlichen Verarbeitung für die Praxis nicht verloren gehen dürfen." Es ist deshalb auch verständlich, daß die Themen dieser ersten und der folgenden Sitzungen ganz auf die tägliche Praxis orientiert sind. Wie weit der fachlich-thematische Bogen gespannt war, zeigen ein paar Beispiele aus den ersten beiden Jahren: "Über die klinische Bedeutung der Otitis media der Säuglinge - Fieberhafte Exantheme - Mitteilung über eine Varizellen-Hausepidemie - Indikation für Fleischbrühe in der Säuglingsernährung - Über echte Milchiodiosynkrasien - Über zweckmäßiges Schulturnen - Säuglingssterblichkeit und Außentemperaturen - Säuglingsfürsorge und Milchhygiene - die Beziehung zwischen Anomalien der Geburt und Störungen in der Entwicklung des Kindes."
Unter den Autoren finden sich einige, deren Namen uns auch heute noch Begriffe sind. Neben Soltmann als Vorsitzendem und Hohlfeld als Schriftführer (beide Leipzig), werden als Redner wiederholt genannt Stöltzer (Halle), Rietschel (Dresden), der dann nach Würzburg berufen wurde, Thiemich, späterer Nachfolger von Soltmann in Leipzig. Die anderen Namen, die uns heute nicht mehr so geläufig sind, weisen nach der Thematik nicht nur auf Kliniker, sondern auch praktizierende Kinderärzte hin. Erwähnt sei noch M. Taube, der sich damals um die soziale Dimension der Kinderheilkunde sehr verdient gemacht hat. Aus der 2. Tagung des Gesellschaft sprach er über das sächsische Fürsorgegesetz und Jugendgericht.


Zeit bis zum 25-jährigem Gründungs-Jubiläum

Satzungsgemäß fanden zwei Sitzungen im Jahr statt, vorwiegend in Leipzig, aber auch in Dresden, Halle, Jena, Magdeburg. 1912 starb Soltmann. Den Vorsitz übernahm Brückner, Direktor der Kinderheilanstalt Dresden. Er widmete Soltmann in der Sitzung vom 8.12. 1912 einen ehrenden Nachruf. In den Jahren des 1. Weltkrieges gibt es in den Sitzungsprotokollen ein große Lücke. Als schließlich die Sitzungen im November 1921 fortgesetzt werden, wird deutlicher, daß sich die pädiatrische Landschaft in Sachsen und Thüringen inzwischen gewandelt hatte. Weitaus die meisten Vortragenden kommen zwar weiterhin aus Dresden und Leipzig, aber auch Mitarbeiter der Jenaer Kinderklinik melden sich zu Wort. 1917 war mit der Berufung von Ibrahim das Kinderkrankenhaus der Carl-Zeiss-Stiftung mit gleichzeitiger Funktion als Universitäts - Kinderklinik ins Leben gerufen worden. Goebel, der sich als erster bei Ibrahim habilitierte und bald nach Halle, 1937 nach Düsseldorf berufen wurde, sprach über Ernährungs- und Stoffwechselfragen im Säuglingsalter, die Beiträge von Duken, der später Ordinarius in Gießen und Heidelberg war, galten der Röntgendiagnostik, den bronchopulmonalen Erkrankungen, besonders auch der Tuberkulose, v. Vernuth wurde später Leiter des Kinderkrankenhauses in Bethel, Ibrahim selbst ist wiederholt als Vorsitzender einige Male als Redner über praktisch-diagnostische und therapeutische Fragen aufgeführt. Auch die Universität Halle verfügte inzwischen über eine größere Kinderklinik. Von den Vortragenden seien nur einige Namen genannt, die zumindest den angehörigen meiner Generation noch Begriffe sind. Aus Leipzig Dessau als Ordinarius mit seinen Oberärzten Rosenbaum und Catel; Thoenes später in Magdeburg und Rostock; Schönfeld als Privatdozent; Häßler, ebenfalls in Leipzig habilitiert, später Chemnitz und schließlich Nachfolger von Ibrahim in Jena; Liebe, der später über Chemnitz nach Erfurt kam, dort erster Ordinarius für Kinderheilkunde an der neu gegründeten Medizinischen Akademie, dann Klinikdirektor in Rostock und schließlich Leipzig wurde; aus Dresden Bahrdt, Nachfolger von Rietschel und Begründer der Kinderklinik des Stadtkrankenhauses Dresden-Johannstadt; aus Chemnitz Huber und Knopf; aus Halle Nitschke, später Ordinarius in Tübingen und Nißler, später Ordinarius an der medizinischen Akademie Magdeburg; aus Magdeburg Frick und Uffenheimer. Auch der bekannte Leipziger Orthopäde Schede beteiligt sich wiederholt mit Vorträgen. In einer Sitzung unter Leitung von Ibrahim feierte die Vereinigung am 4. 12. 22 - etwas vorfristig - ihr 25-jähriges Gründungs-Jubiläum.


Pause während des zweiten Weltkriegs und erste Sitzung nach dem Krieg

Der 2. Weltkrieg brache erneut eine große Pause von 10 Jahren. Am 13. Mai 1949 wird zum ersten Mal wieder eine Sitzung unter dem Vorsitz von Peiper zu Protokoll gegeben, aber nicht als Sitzung der "Vereinigung Sächsisch-Thüringer Kinderärzte", sondern der "Medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaft für Kinderheilkunde an der Universität Leipzig". Das war die damals erlaubte und vorgeschriebene Form der wissenschaftlichen Vereinigung; kleine, örtlich meist an Hochschulen gebundene Fachgesellschaften. Diese kleinen Gesellschaften für Kinderheilkunde in Leipzig-Halle, Jena und Dresden tagten einige Jahre völlig getrennt, die Thematik würde zum überwiegenden Teil von den Hochschulkliniken bestritten. Aber der Wunsch nach Gemeinsamkeit und nach Erfahrungsaustausch wurde größer und wurde dadurch in die Tat umgesetzt, daß ab 1954 die Medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften für Kinderheilkunde an den Universitäten Leipzig und Jena, und ab 1955 auch diejenige an der Universität Halle ihre beiden Jahrestagungen gemeinsam abhielten. Die Thematik ist mehr und mehr auch ausgewählte Schwerpunkte orientiert. Dazu wieder ein paar Beispiele. Die Poliomyelitis hat noch Bedeutung und steht aus dem Programm. Häßler und Hempel berichten über die Poliomyelitiskonferenzen in Rom und Kopenhagen. Die interstitielle plasmazelluläre Pneumonie stellt völlig neue Aufgaben hinsichtlich Diagnostik, Therapie und Prävention; Oehme berichtet über Leukosetherapie, Hempel über die Neuordnung der Säuglings- und Kinderkrankenschwesternausbildung. Nach einer Einführung von Peiper tragen Sonderschulpädagogen über die Probleme des taubstummen, des sprachgestörten, des sehschwachen und des Hilfsschulkindes vor.


Wiedervereinigung 1956

Im Protokoll vom 13. Und 14.10. 1956 steht dann der entscheidende Satz:"Unter dem Vorsitz von Prof. Peiper versammelten sich im historischen Rathaus zu Wernigerode die in der Sächsisch-Thüringischen Gesellschaft wieder vereinigten Kinderärzte des Mitteldeutschen Raumes. Die wissenschaftliche Leitung der von etwa 250 Pädiatern besuchten Herbsttagung lag in den Händen von Prof. K. Nißler, Magdeburg." Die Kinderkliniken in Erfurt, Dresden, Magdeburg waren 1954 durch Gründung der medizinischen Akademien zu Hochschulkliniken geworden. Der Beschluß zu dieser Wiedervereinigung war auf der Sitzung der Gesellschaften für Kinderheilkunde an den Universitäten hallen, Jena und Leipzig unter Vorsitz von Prof. Dieckhoff im Oktober 1955 in Halle gefaßt worden.
Interessant ist ein Blick in die Satzungen, die sich die Gesellschaft 1956 gab. Daß der Name nicht mehr wir früher "Vereinigung sächsisch-thüringischer Kinderärzte" lautete, sondern Sächsisch-thüringische medizinisch-wissenschaftliche Gesellschaft für Kinderheilkunde" entsprach offensichtlich einer Richtlinie des Gesundheitsministeriums, wonach alle Fachgesellschaften eine durchgehend einheitliche Bezeichnung haben sollten. Im übrigen aber ist in den Satzungen von keinerlei Abhängigkeits- oder Unterstellungsverhältnis gegenüber staatlichen Stellen die Rede. Und wer könnte selbst heute etwas gegen den § 1 einwenden: "Die medizinisch-wissenschaftliche Gesellschaft für Kinderheilkunde in Sachsen und Thüringen hat den Zweck, die wissenschaftlichen und fachlichen Aufgaben der Kinderheilkunde zu fördern, den persönlichen Verkehr und Erfahrungsaustausch der Kinderärzte untereinander zu vertiefen und für die Einheit der deutschen Wissenschaft auf demokratischer Grundlage einzutreten." Das war zweifellos ehrlich gemein. Heute lesen wir solche Aussagen, in denen politische Ziele anklingen, die sich dann nicht verwirklichen ließen, sehr nachdenklich und zurückhaltend.
Inhaltlich ist das Programm, wie könnte das anders ein, zum Teil auf die aktuellen Erfordernisse, zum Teil auf die Arbeitsgebiete der Vortragenden ausgerichtet.
Peiper, der damals mit der Herausgabe seiner Chronik der Kinderheilkunde beschäftigt war, berichtet über eine Mütterberatung im 15. Jahrhundert, Hempel und Schmidt über methodische Probleme bei der Austauschtransfusion, Dieckhoff über Inhibitorwirkung von Antibiotika und die Magen-Darmfermente, Liebe über ungewöhnliche Symptome des rheumatischen Fiebers. Und neben einzelnen klinischen und klinisch-experimentellen Beiträgen war noch ein ganzer Vortragskomplex der kindlichen Tuberkulose gewidmet.


Zeit zwischen 1956 bis 1961 und 50-jähriges Gründungs-Jubiläum

Die Frühjahrstagung fand weiterhin gewöhnlich in Leipzig, die Herbsttagung in Halle, Dresden, Weimar, Erfurt, Magdeburg statt. Als Vorsitzender wechselten die Ordinarien der Universitäts-Kliniken. Aus der Vielzahl dieser Tagungen sei die Frühjahrstagung im März 1958 in Leipzig hervorgehoben, die dem 50-jährigen Bestehen des Gesellschaft gewidmet war. Nach einem persönlich gehaltenen Rückblick des Ehrenmitgliedes Prof. Rietschel (Würzburg) hielt Prof. Harnapp (Dresden) als wissenschaftlicher Leiter die Begrüßungs- und Eröffnungsrede über die Entwicklung von Technik und Wissenschaft mit ihren Auswirkungen auf das Profil der Kinderklinik über zwei Weltkriege hinweg. Peiper sprach über "Unbedingte und bedingte Reflexe der Nahrungsaufnahme". Hempel stellte die Ergebnisse einer umfassenden Neugeborenen-Nachsorge dar. Erdmann (Rostock) und Kiehl (Halle) berichteten über die Bedeutung mikrobieller Infektionen im frühen Kindesalter, Dieckhoff (Halle) über die Cortison-Therapie, Oehme (Marburg) und Rogner (Dresden) über Gerinnungsphysiologie und -pathologie. Häßler (Jena) blieb mit dem Vortrag "Das Skelett im Krankheitsgeschehen" seinem Generalthema treu, und im Thema von Dost (Berlin)"Untersuchungen des Stoffumsatzes beim Kind ohne Verwendung radioaktiver Isotope" sind seine grundlegenden Beiträge zur Pharmakokinetik erkennbar. Herbst und Bock (Leipzig) sprachen über Fortschritte der kardiologischen Diagnostik und Kardio-Chirurgie im Kindesalter, Weingärtner und Verron (Halle) über neuere Fragen der Nephro-Urologie. Daneben gab es Beiträge zu ganz praxisbezogenen Fragen wie Hyperpyrexie, Pylorusstenose, Säuglingsdermatosen und nach wie vor kasuistische Demonstrationen.
Tagungen waren damals noch etwas besonderes. Sie fanden in einer Atmosphäre geradezu freundschaftlicher Kollegialität statt. Man freute sich schon im voraus auf die Wiederbegegnungen mit entfernt wohnenden Kollegen und registrierte sorgfältig, ob eine der markanten Persönlichkeiten unter den Teilnehmern etwa fehlte. In der Beteiligung westdeutscher Kollegen sah man einen erfreulichen Ausdruck fachlicher und menschlicher Verbindung. Für Kollegen aus den benachbarten östlichen Ländern war der Besuch unserer Tagung noch sehr aufwendig. Um so herzlicher wurden etwa die Professoren Svejcar (Prag), Nowakowak (Wroclaw) oder Kerpel-Fronius (Pecs) begrüßt. Die eine oder andere Nachsitzung bei einem Glas Bier, gelegentlich sogar mit gemeinsamen Gesang mag manchem der Älteren noch in Erinnerung sein.
Von den Gesundheitsministern, besonders dem langjährig tätigen Prof. Mecklinger, wurden die Aktivitäten der Gesellschaft sehr unterstützt und sachkundig gefördert. Der Vorstand wurde nicht selten in Beratungen über gesundheitspolitische Maßnahmen einbezogen. Bei der Vorbereitung und Durchführung von Tagungen hatte er, zumindest in den ersten Jahren, einen relativ weiten Entscheidungsspielraum. Lediglich wenn es um die Einladung aus der Bundesrepublik und dem Ausland und um die dafür notwendige Kostenübernahme ging, waren Anträge bei der zuständigen Abteilung des Gesundheitsministeriums erforderlich.


Die Gründung der Gesellschaft für Pädiatrie der DDR

Die Eingrenzung der DDR durch "die Mauer" wirkte sich auch im Leben der Sächsisch-Thüringischen Gesellschaft für Kinderheilkunde aus. Am 14. 11. 1961 schreibt der damalige Vorsitzende, Prof. Weingärtner (Halle) an die Ordinarien für Pädiatrie in der DDR:" Auf der letzten Vorstandssitzung der Sächsisch-Thüringischen Gesellschaft für Kinderheilkunde wurde die Frage aufgeworfen, ob nicht unter den augenblicklichen Umständen die Gründung einer Gesellschaft für Kinderheilkunde in der DDR, die alle Pädiater umfaßt, notwendig würde. Diese Frage ist für die Pädiatrie von größter Wichtigkeit. Nach Erklärung des Gesundheitsministeriums sollen künftig den einzelnen Gesellschaften der Fachgebiete besondere Aufgaben zugeteilt werden. Diese würden vermutlich von der Sächsisch-Thüringischen Gesellschaft für Kinderheilkunde allein nicht gelöst werden können. Ferner hängt die Frage der Kongreßsuche in der Zukunft weitgehend mit einer derartigen Gesellschaftsgründung zusammen."
In einer Vorstandssitzung am 14. 12. 1961 entstand der Entwurf zu einer Stellungnahme, die eventuell auch veröffentlicht werden sollte. Darin heißt es unter anderem: "Die Ordinarien für Kinderheilkunde an den Universitäten und Medizinischen Akademien der DDR und der Vorstand der Sächsisch-Thüringischen medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaft für Kinderheilkunde schlagen auf Anregung des Ministeriums für Gesundheitswesen aller Kinderärzten vor, im Rahmen der "Dachgesellschaft für klinische Medizin" eine Gesellschaft für Pädiatrie der DDR" zu gründen. Ein solcher Schritt erscheint durch die zahlreichen Aufgabenstellungen, die der Pädiatrie im Aufbau des staatlichen Gesundheitswesens erwachsen, notwendig. So gehören unter anderen zu den Aufgaben einer "Gesellschaft für Pädiatrie der DDR" die Veranstaltung von Arbeitstagungen und Kongressen mit internationaler Beteiligung, von wissenschaftlichen Symposien, Fortbildung, die Aufgaben der Beziehungen zur "Internationalen Gesellschaft für Pädiatrie" sowie die Zusammensetzung von wissenschaftlichen Delegationen zum Besuch pädiatrischer Tagungen. Die Sächsisch-Thüringische Gesellschaft für Kinderheilkunde, die schon 53 Jahre existiert, soll aber als regionale kinderärztliche Vereinigung weiterhin bestehen bleiben und wenigstens einmal im Jahr eine wissenschaftliche Tagung durchführen."


Auflösung der Sächsisch-Thüringische Gesellschaft für Kinderheilkunde

Der Zustimmung zu diesem Entwurf ging eine lange, teilweise erregte Diskussion voraus. Schließlich setzte sich die Meinung durch, es sei angesichts der immer schärferer Abgrenzung beider deutscher Staaten wenig sinnvoll oder förderlich, die fachliche Kommunikation, den wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch und die Entwicklung der praktischen Kinderheilkunde weiterhin auf ein nicht mehr bestehendes Gesamtdeutschland auszurichten. Der Entwurf enthält den Satz "durch die Mitgliedschaft in der Gesellschaft für Pädiatrie der DDR bleibt die Mitgliedschaft in anderen medizinischen Gesellschaften, wie z.B. in der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde, unberührt." Es zeigte sich sehr bald, daß gerade diese Mitgliedschaft von den damals zuständigen Ministerien nicht geduldet wurde. Der Aufbau einer umfassenden, zentral geleiteten Organisation der medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften in der DDR ging unaufhaltsam weiter, aber erst 1964 tragen die Einladungen zur Frühjahrstagung nach Magdeburg die geänderte Überschrift:"Sächsisch-Thüringische medizinisch-wissenschaftliche Gesellschaft für Kinderheilkunde, Regionaltagung der Sektion Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für klinische Medizin". Aus der "Sektion Pädiatrie wurde bald die "Medizinisch-wissenschaftliche Gesellschaft für Pädiatrie der DDR" und aus der Dachgesellschaft für Klinische Medizin der DDR". Die Mitgliederzahlen der "Gesellschaft für Pädiatrie der DDR" stiegen rasch an. Gesamttagungen stießen auf zunehmende organisatorische Schwierigkeiten und waren nur in mehrjährigen Abständen möglich. Der Wunsch nach aktueller Information und Diskussion in überschaubaren Veranstaltungen machte die Unterteilung in sechs Regionalgesellschaften und eine Sektion "Kinder- und Jugendgesundheitsschutz" erforderlich. Damit paßte die Sächsisch-Thüringische Gesellschaft für Kinderheilkunde" nicht mehr in die Landschaft. Ihre Mitglieder gehörten von nun an zu den Regionalgesellschaften Ost, Mitte und Süd. Letztmalig tritt sie 1967 in Erscheinung, als zur Kinderärztetagung nach Magdeburg eingeladen wurde. Dort steht auf dem Programmhaft: Tagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Medizin, Sektion Pädiatrie, zugleich Regionaltagung der "Sächsisch-Thüringischen Gesellschaft für Kinderheilkunde". Einen offiziellen Auflösungsbeschluß gibt es offenbar nicht.


Wiederbelebung der Sächsisch-Thüringische Gesellschaft für Kinderheilkunde

Nostalgisch geprägte Wunschvorstellungen wären kein hinreichender Grund zur Wiederbelebung unserer Gesellschaft. Aber die Besinnung auf das, was gewesen ist, läßt den Beschluß, die "Sächsisch-Thüringische Gesellschaft für Kinderheilkunde" wieder zum Leben zu erwecken, nicht nur als sachlich gegründeten, sondern auch als äußerst erfreulichen und zukunftsweisenden Schritt erscheinen.

Dank allen denen, die ihn herbeigeführt haben!

OMR Prof. (em.) Dr. sc. Med. Helmut Patzer
Goethestr. 14 a
05082 Erfurt